TÜV SÜD: Mit Einführung der Eurocodes wird DIN EN 1090 verbindlich
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Mit der DIN EN 1090 tritt eine neue dreiteilige Norm für tragende Stahlbau- und Aluminium-Konstruktionen europaweit in Kraft. Auch wenn die Übergangsfrist bis Mitte 2014 geht, ändert sich die Rechtslage in Deutschland durch die bauaufsichtliche Einführung der „Eurocodes“ als Berechnungsgrundlage bereits im Juli 2012. TÜV SÜD empfiehlt die zeitnahe Anwendung der Norm, um Rechtssicherheit zu erhalten. Eine wesentliche Anforderung der harmonisierten Norm DIN EN 1090-1 ist die Beurteilung und Zertifizierung der werkseigenen Produktionskontrolle des Herstellers.
Um Bauprodukte auf dem europäischen Binnenmarkt in Verkehr zu bringen, ist spätestens ab Juli 2014 eine CE-Kennzeichnung verpflichtend. Künftig sind tragende Teile aus Stahl und Aluminium konform zur neuen DIN EN 1090-1 in Verbindung mit DIN EN 1090-2 für Stahl bzw. DIN EN 1090-3 für Aluminium herzustellen. „Wer die neuen Anforderungen nicht einhält oder aber das CE-Kennzeichen unberechtigt führt, riskiert nicht nur den Ausschluss bei Ausschreibungsverfahren. Im Schadensfall drohen darüber hinaus auch Haftungsfragen“, sagt Michael Dey, Leiter der Überwachungs- und Zertifizierungsstelle der TÜV SÜD Industrie Service GmbH. Die Ziele der neuen Norm sind die Verwirklichung des europäischen Binnenmarktes auch für tragende Bauprodukte aus Stahl und Aluminium, eine europaweite Verbesserung der Standsicherheit von Bauwerken und Konstruktionen wie Produktionshallen, Flughafengebäuden oder Tribünen sowie die europaweite Vereinheitlichung der Anforderungen.
Allerdings gibt es noch Meinungsverschiedenheiten hinsichtlich der verbindlichen Anwendung der neuen Norm. Bislang war in Deutschland die DIN 18800-7 relevant. Im Rahmen der verlängerten Übergangsfrist wäre es zwar innerhalb Europas grundsätzlich möglich, optional zur DIN EN 1090-1 bis Juli 2014 weiterhin nationale Vorschriften wie die DIN EN 18800-7 anzuwenden. Aber mit der bauaufsichtlichen Einführung der so genannten Eurocodes wird diese Vorgehensweise in Frage gestellt. Die Eurocodes wurden als Grundlage für die statische Berechnung und Konstruktion der Bauteile im Juli 2012 bauaufsichtlich in Deutschland eingeführt. „Da die Eurocodes hinsichtlich der Ausführung auf den entsprechenden Teil der DIN EN 1090 verweisen, sind die Anforderungen dieser Normenreihe streng genommen schon jetzt für Produkte anzuwenden, die in Deutschland in Verkehr gebracht werden sollen“, erklärt Michael Dey. „Eine klare Aussage darüber gibt es allerdings noch nicht. Der Informationsbedarf ist groß.“ Den Herstellern empfiehlt Michael Dey, sich möglichst frühzeitig von einer unabhängigen Stelle zertifizieren zu lassen, um auf der sicheren Seite zu sein.
Neu: Werkseigene Produktionskontrolle muss zertifiziert sein
Die Kernaufgaben des Herstellers bei der Konformitätsbewertung sind die Erstprüfung seiner Produkte, die Einrichtung und Aufrechterhaltung einer werkseigenen Produktionskontrolle (WPK) sowie fertigungsbegleitende Produktüberprüfungen nach festgelegten Überwachungs- und Prüfplänen im Werk. Mit diesen Maßnahmen soll eine laufende und systematische Überwachung des Herstellungsprozesses (einschließlich Bemessung, Schweißen und Korrosionsschutz) gewährleistet und dafür Sorge getragen werden, dass die Herstellung der Produkte konform zu den relevanten Regelwerken erfolgt. Die DIN EN 1090-1 macht auch die Vorgabe, dass die Hersteller ihre WPK künftig durch eine anerkannte und unabhängige Überwachungs- und Zertifizierungstelle beurteilen und zertifizieren lassen. „Das stellt besonders kleinere Betriebe vor neue Herausforderungen, wenn sie die Qualifikation ihrer Mitarbeiter und der technischen Ausstattung sowie die essentiellen Eigenschaften ihrer Produkte nachweisen sollen“, sagt Michael Dey. Basis für die Zertifizierung sind eine Erstinspektion und regelmäßige Überwachungsaudits. „Um den umfangreichen Anforderungen der Norm gerecht zu werden“, so Michael Dey, „ist eine sorgfältige Vorbereitung des Betriebs auf die Erstinspektion bzw. auf das Überwachungsaudit erforderlich.“
TÜV SÜD wurde durch das Deutsche Institut für Bautechnik als Überwachungs- und Zertifizierungsstelle für Bauprodukte nach DIN EN 1090-1 benannt. Die Experten des internationalen Dienstleisters haben bereits Stahlbauhersteller aus dem In- und Ausland erfolgreich zertifiziert. Hinsichtlich der Eurocodes als Berechungsgrundlage verfügt TÜV SÜD zudem über fachkundiges Personal, das mit den Anforderungen der entsprechenden Regelwerke vertraut ist.
Die TÜV SÜD Industrie Service GmbH bietet Ingenieur-, Prüf- und Beratungsdienstleistungen für Hersteller und Betreiber von Anlagen, Gebäuden und Infrastruktureinrichtungen an. Die rund 2.400 Mitarbeiter beraten darüber hinaus bei Planung und Bau und unterstützen ihre Kunden bei der Optimierung und Sicherung des störungsfreien Betriebs sowie bei Rückbau und Entsorgung.
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